Bewertungsparameter für die Samenqualität nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Die konventionelle Analyse der Samenqualität, auch Spermiogramm genannt, ist das grundlegende Routinewerkzeug, das Informationen über das reproduktive Potenzial des Mannes liefert und sehr nützlich bei der Planung von personalisierten Behandlungen für das Paar ist.
Die zunehmende Notwendigkeit der Eingrenzung der Sameneigenschaften, sowohl des fruchtbaren als auch des unfruchtbaren Mannes, hat dazu geführt, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sukzessive Ausgaben des “WHO-Laborhandbuchs zur Untersuchung und Aufarbeitung des menschlichen Ejakulates” veröffentlicht hat, wobei die derzeit geltende aus dem Jahre 2010 stammt (5. Ausgabe). Dieses Handbuch dient als Anleitung in den Labors für Andrologie und liefert Standards für die Methode zur Bewertung der Samenqualität.
Índice
SAMENPARAMETER (WHO 2010)
Bei einem Seminogramm müssen viele Parameter berücksichtigt werden, die in zwei Gruppen aufgeteilt werden können: solche, die mit bloßem Auge bewertet werden können (makroskopisch) und solche, bei denen dies nicht möglich ist (mikroskopisch). Im Folgenden führen wir die Anforderungen auf, die eine Samenprobe erfüllen muss, um als normal katalogisiert werden zu können (Normozoospermie):
MAKROSKOPISCHE PARAMETER
Verflüssigung
Nach der Ejakulation weist der Samen einen geronnenen Zustand auf und muss für eine Untersuchung verflüssigt werden. Eine vollständige Samenprobe verflüssigt sich in ungefähr 15-20 Minuten bei Raumtemperatur. Falls die Probe nach 60 Minuten die Verflüssigung nicht abgeschlossen hat, kann sie einer mechanischen Verflüssigung unterzogen werden, um die übrigen Parameter analysieren zu können.
Viskosität
Dies bezieht sich auf die Flüssigkeit der gesamten Probe, die normal oder hoch sein kann. Die Methoden zu deren Verringerung sind die gleichen wie bei der Verflüssigung. Falls die Probe eine hohe Viskosität aufweist, kann dies auf eine Dysfunktion der Prostata zurückzuführen sein.
Volumen
Das normale Volumen eines Ejakulats nach 3 bis 5 Tagen der sexuellen Abstinenz liegt im Bereich zwischen 1.5 und 6 ml. Ein geringeres Volumen nennt man Hypospermie, während ein höheres Volumen Hyperspermie genannt wird. Die Abwesenheit von Sperma wird als Aspermie katalogisiert.
Farbe
Die normale Farbe des Samens ist ein opaleszentes, leicht gelbliches Weiß. In Fällen, bei denen die Farbe abweicht, ist es ratsam, die möglichen Ursachen zu untersuchen. Ein Beispiel für ein Abweichung wäre die Anwesenheit von roten Blutkörperchen in der Samenprobe (Hämatospermie).
pH-Wert
Der pH-Wert muss über 7.1 liegen. Niedrigere Werte und eine niedrigere Konzentration an Spermien könnten auf eine Dysgenik der efferenten Gefäße hinweisen, d.h. auf eine Verstopfung der Spritzkanäle.
Konzentration
Der normale Wert liegt bei 15 Millionen Spermien pro Milliliter Volumen des Ejakulats oder 39 Millionen in der gesamten Probe. Falls diese Werte nicht erreicht werden, sprechen wir von einer Oligozoospermie, und in schwereren Fällen von einer Kryptozoospermie (<100.000 Spermien/ml).
Motilität
Bewertet wird der Prozentsatz an beweglichen und an progressiven Spermien (bewegliche Spermien, die sich verschieben). Die beweglichen progressiven Spermien müssen oberhalb von 32% liegen, andernfalls nennt sich dies Astenozoospermie.
Vitalität
Der Anteil an lebenden Spermien muss über 58% liegen. Wenn er niedriger ist, sprechen wir von Nekrozoospermie.
Leukozyten
Wenn die Konzentration an Leukozyten bei über 1 Million pro ml der Probe liegt (Leukospermie), kann dies auf eine genito-urinäre Infektion hinweisen.
Morphologie
Ein normales Spermiogramm muss 4% oder mehr an normalen Spermien enthalten. Lieg dieser Wert darunter, sprechen wir von einer Teratozoospermie.
Spermienantikörper oder MAR-Test
Er zeigt die Menge an Spermien auf, die an andere Zellen oder Partikel gebunden sind. Falls mehr als 50% der Spermien daran gebunden sind, kann dies auf ein Problem des Immunsystems hindeuten.
ERGÄNZENDE AUSWERTUNGEN
Es gibt jedoch auch andere zusätzliche Werkzeuge, welche die durch das konventionelle Seminogramm erzielten Informationen verbessern können. Mit Hilfe von verschiedenen molekularen Techniken können wir die funktionale Kompetenz und die genetischen Merkmale der Spermienpopulation erfahren, wie etwa durch die Auswertung der Spermien-DNA-Fragmentierung (TUNEL) und der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH).
Bibliografische Hinweise
- World Health Organization. “WHO Laboratory Manual for the examination and processing of human semen”, Cambridge: Cambridge University. fifthEdition (2010).
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