Erkrankungen der Eierstöcke und deren Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit
Die Eierstöcke sind Drüsen, die zuständig sind für die Produktion der weiblichen Sexualhormone (Östrogene und Progesteron). Diese Hormone sind wichtig für die angemessene sexuelle Entwicklung der Frau und spielen außerdem eine bedeutende Rolle für die Fruchtbarkeit, die Schwangerschaft und den Menstruationszyklus. Der medizinische Koordinator des Instituto Bernabeu Cartagena, Dr. Carlos Alvarado, erläutert die häufigsten und seltensten Erkrankungen der Eierstöcke und deren Auswirken auf die Fruchtbarkeit.
In den Eierstöcken entstehen die Eizellen, die später von einem Spermium befruchtet werden, um dann einen Embryo zu erzeugen, der nach seiner Einnistung in der Gebärmutter zu einer Schwangerschaft führt. Jede Erkrankung, die eine Veränderung ihrer Funktionen verursacht, führt zu hormonellen Veränderungen und hat Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit.
Índice
Häufigste Erkrankungen der Eierstöcke
Polysystisches Ovarialsyndrom
Hierbei handelt es sich um die häufigste endokrine Störung bei Frauen im gebärfähigen Alter und um eine der Hauptursachen für weibliche Unfruchtbarkeit.
Das Krankheitsbild kann vielfältig sein. Zu den häufigsten Folgen gehören eine verzögerte Menstruation und/oder Amenorrhoe aufgrund von Anovulation. Die Folgen sind verringerte Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit, Akne, Hirsutismus, Haarausfall und das metabolische Syndrom.
Die Diagnose erfordert eine Ultraschalluntersuchung und die Erfüllung von 2 der 3 Rotterdam-Kriterien: Anovulation, Hyperandrogenismus und polyzystische Eierstöcke.
Ovarielle Endometriose
Endometriose ist eine Erkrankung, bei der die Gebärmutterschleimhaut (Schicht, welche die Gebärmutter von innen bedeckt) außerhalb der Gebärmutter wächst. Diese endometrialen Zellen können in verschiedene Organe, wie Blase, Darm, Eierstöcke, Bänder etc. gelangen. Die ovarielle Endometriose kommt mit 23-55 % am häufigsten vor.
Die mit der Endometriose verbundenen Symptome hängen von der Lage, der Größe und dem Schweregrad ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören Beckenschmerzen, die bei bis zu 70-75 % der Frauen auftreten und sich meist während der Menstruation einstellen (Dysmenorrhoe). Die Unfruchtbarkeit entsteht durch eine geringere Follikelreserve und eine Abnahme der Eizellenqualität; außerdem hat sie negative Auswirkungen auf die Implantation des Embryos.
Der zuverlässigste Test für die Diagnose der Endometriose ist die direkte Visualisierung der Läsion durch Laparoskopie und anschließende histologische Bestätigung, obwohl eine angemessene Ultraschalluntersuchung, die das Vorhandensein von Endometriomen (Zysten mit endometrialem Inhalt in den Eierstöcken) bestätigt, in der Regel ausreichend ist und durch erhöhte Ca125-Werte im Blut (ein Indikator für Endometriose) gestützt wird.
Vorzeitige Ovarialinsuffizienz
Es handelt sich um eine Krankheit mit unterschiedlicher Ätiologie, bei der es zur Abnahme oder zum Fehlen von Follikeln (ovarielle Reserve) kommt. Die Eierstöcke stellen vor dem 40. Lebensjahr teilweise oder ganz ihre Funktion ein. Die häufigste Ursache ist unbekannt (idiopathisch), sie kann aber genetisch bedingt sein (Fragiles X-Syndrom, Turner-Syndrom usw.), eine Autoimmunerkrankung (Schilddrüsenerkrankung, Nebennierenerkrankung), eine endokrine Erkrankung oder eine Folge von Chemo-/Strahlentherapie oder der Entfernung der Eierstöcke sein.
Die hauptsächlichen Beschwerden sind das Ausbleiben oder die Veränderung der Menstruation (bei einer okkulten Ovarialinsuffizienz bleibt die Menstruation unverändert), Fruchtbarkeitsprobleme sowie Symptome eines Östrogenmangels, wie Hitzewallungen, Scheidentrockenheit, verminderte Libido, Stimmungsstörungen, Schlaflosigkeit, Osteopenie/Osteoporose und andere.
Die Diagnose muss bei Auftreten von Amenorrhoe (Ausbleiben der Regelblutung von über 4 Monaten) erfolgen. Es wird eine ausführliche Krankengeschichte erhoben, bei der auch die Familiengeschichte berücksichtigt und eine Ultraschalluntersuchung zur Beurteilung der ovariellen Reserve durchgeführt wird. Wir stützen uns auf Hormonanalysen wie: FSH, LH, Estradiol, Anti-Müller-Hormon. Wird die Pathologie bestätigt, sind zusätzliche Studien erforderlich, um die Ursache zu erforschen.
Seltene Erkrankungen der Eierstöcke
Eierstockkrebs
Eierstockkrebs ist die vierthäufigste Krebsart bei Frauen (Spanischer Verein gegen Krebs), aber die häufigste Todesursache bei gynäkologischen Krebserkrankungen. Er macht ca. 4-5 % der weiblichen Tumore aus.
Die Symptome treten in der Regel im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit auf, was die Diagnose erschwert und die Prognose der Krankheit verschlechtert. Es kann zu Beckenschmerzen, Schweregefühl, Gewichtsverlust, abnormalen Menstruationszyklen, Blähungen etc. kommen.
Der diagnostische Verdacht wird bei einer Ultraschalluntersuchung geäußert, die endgültige Diagnose wird jedoch durch eine Biopsie des Tumors gestellt, die in der Regel bei einer chirurgischen Entfernung durchgeführt erfolgt. Darüber hinaus werden bildgebende Untersuchungen durchgeführt, um den Grad der Ausdehnung zu beurteilen, z. B. CT- oder MRT-Scans, sowie molekulare Tests, um nach bestimmten genetischen Veränderungen zu suchen und so eine gezielte Behandlung oder Immuntherapie zu ermöglichen.
Andere Krebsarten
Die Behandlung mit Chemotherapie und/oder Beckenbestrahlung kann die weibliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen, indem sie das ovarielle Gewebe irreversibel schädigt. Bei der Chemotherapie hängt der Zustand von der Art des Medikaments und der verabreichten Dosis ab; so verursacht Cyclophosphamid, ein häufig verwendetes Medikament, die größten Schäden an der ovariellen Reserve. Andere wirken sich direkt auf die Produktion von Eizellen und Granulosazellen aus (Cisplatin und Doxirubicin). Die Strahlentherapie führt je nach Lage und Dosis der Bestrahlung zur Zerstörung des ovariellen Gewebes und der kleinen Follikel und damit zu einer irreversiblen Schädigung der ovariellen Reserve. Es ist wichtig, dass der Facharzt die Frauen, die sich diesen Behandlungen unterziehen und einen unerfüllten Kinderwunsch haben, informieren und begleiten kann und sie rechtzeitig an Einrichtungen für künstliche Befruchtung verweist, zum Erhalt der Eizellen oder des Kortex der Eierstöcke (bei denjenigen, bei denen das Einfrieren der Eizellen nicht möglich ist), damit später, wenn die Krankheit unter Kontrolle ist, mit den verschiedenen Reproduktionstechniken versuchen werden kann eine Schwangerschaft zu erzielen.
Auswirkungen dieser Krankheiten auf die Fruchtbarkeit
Alle diese Krankheiten, die Auswirkungen auf die Eierstöcke haben, haben auch Folgen für deren Funktion und verändern die weibliche Fortpflanzungsfähigkeit. Wenn keine hinreichenden Maßnahmen ergriffen werden, kann es sogar zu einer unumkehrbaren Sterilität kommen. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um den Eisprung mit Medikamenten zu erzielen – beispielsweise Clomifencitrat, Letrozol, follikelstimulierendes Hormon (FSH). Zusätzlich gibt es die Insemination oder In-vitro-Fertilisation (IVF) (mit verschiedenen Stimulationsprotokollen, die auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten sind). Für den Fall, dass die Fruchtbarkeit aufgrund eines Altersfaktors oder aufgrund einer gonadotoxischen Behandlung oder eines chirurgischen Eingriffs erhalten werden soll, können die Eizellen und/oder die ovarielle Rinde für eine spätere Reimplantation konserviert werden. Diese Behandlungen zielen darauf ab, die Fortpflanzungsfähigkeit der Frau wieder herzustellen.
Dr. Carlos Alvarado Gynäkologe am Instituto Bernabeu