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Hämophilie, Fruchtbarkeit und Schwangerschaft

Hämophilie, Fruchtbarkeit und Schwangerschaft

Die Hämophilie oder Bluterkrankheit ist eine genetische und angeborene Störung, die die Blutgerinnung beeinträchtigt. Das Blut gerinnt nicht auf normale Weise, weshalb Menschen mit Hämophilie Blutungen von unterschiedlicher Schwere und Art erleiden, spontan oder nach Verletzungen.

Es gibt drei Arten von erblicher Hämophilie:

  • Hämophilie A: sie wird durch eine Mutation des Gerinnungsfaktors 8 (Faktor VIII) in den Genen hervorgerufen,
  • Hämophilie B: die Mutation betrifft Faktor 9 (IX)
  • Hämophilie C: die Mutation betrifft Faktor 11 (XI)

Die Hämophilie A und B sind genetische Krankheiten der sogenannten geschlechtsgebundenen bzw. an das X-Chromosom gebundenen Erkrankungen. In 70% der Fälle sind die Mutationen vererbt, und in 30% sind es neu auftretende Fälle (ohne familiäre Vorgeschichte). Das klassische Modell von geschlechtsgebundener Vererbung ist, dass die Frauen Trägerinnen der Krankheit sind, und die Männer die klassischen und schwersten Symptome der Krankheit aufweisen, d.h. Blutungen auf Grund des Mangels an besagten Faktoren. Gibt es Frauen mit Hämophilie? Wenn beim weiblichen Embryo die beiden XX-Chromosomen durch die Mutation betroffen sind, würde es sich um eine Bluterin handeln, und in den allermeisten dieser Fälle ist die Schwangerschaft nicht evolutiv und endet mit einer Fehlgeburt. Auch wenn einige Fälle von Bluterinnen bekannt sind, sind sie außerordentlich selten.

In dem Schaubild wird die Vererbung der Hämophilie A und B dargestellt:

 

Bei der Hämophilie C ist das Vererbungsmuster unterschiedlich, konkret gesagt ist dies eine autosomal-rezessive Vererbung, weshalb sie sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftritt.  Im Folgenden wird das Vererbungsmuster der Hämophilie C gezeigt:

Auch wenn die Hämophilie eine wenig verbreitete Krankheit ist, können das Krankheitsbild und dessen klinische Auswirkungen oder Folgen langfristig sehr schwerwiegend sein.

Alle Trägerinnen zu entdecken, ist ein vorrangiges Ziel.

Die Diagnose basiert auf der Familiengeschichte (Stammbaum) und auf der Bestimmung des Niveaus der jeweils beteiligten Gerinnungsfaktoren im Blut (8, 9 und 11), auch wenn der endgültige Nachweis der Genmutationen in der Feststellung bestimmter Verhältnisse mit Hilfe von molekulargenetischen Tests bei den Trägerinnen oder Erkrankten ist.

Sobald eine Frau  als Trägerin von Hämophilie identifiziert wurde, muss sie hinsichtlich der Reproduktion über alle Diagnoseoptionen informiert werden, um ihr eine genetische Beratung vor der Schwangerschaft (genetische Beratung vor der Empfängnis) zu bieten.

In der Reproduktionsmedizin ist die Technik, die die Identifikation der von einer bestimmten Erbkrankheit befallenen Embryonen ermöglicht, die Präimplantationsdiagnostik (PID). Sie besteht in der Analyse einer Zellprobe, die von Embryonen stammt, welche im Rahmen einer Behandlung der In-vitro-Fertilisation erlangt wurden, um die konkreten Mutationen für jede untersuchte Krankheit festzustellen und den Transfer von denjenigen Embryonen vornehmen zu können, die frei von schweren genetischen Störungen sind.

Die PID kann auch bei geschlechtsgebundenen Erbkrankheiten durchgeführt werden, allein um das Geschlecht des Fötus festzustellen, und damit nur den Transfer von XX-Embryonen (Mädchen) vornehmen zu können.

Wenn die Trägerin bereits schwanger ist, gibt es mehrere Optionen für die Pränataldiagnostik:

  • Invasive Pränataldiagnostik: Erlangung der DNA des Fötus für die Untersuchung der Mutationen mit Hilfe einer Chorionzottenbiopsie zwischen der 10. und der 12, Schwangerschaftswoche, einer Amniozentese (15. bis 17. Woche) oder einer Chordozentese (Nabelschnurpunktion, 16. bis 21. Woche).
  • Nicht invasive Pränataldiagnostik: die Untersuchung der DNA des frei im Serum oder Plasma der Mutter schwimmenden Fötus erlaubt die Bestimmung des Geschlechts des Fötus, doch nicht der Mutation. Wenn das Ergebnis “Mann” lautet, kann nicht unterschieden werden, ob er gesund oder krank ist. Bei einem Ergebnis “Frau” kann dieser entweder Trägerin (asymptomatisch) oder gesund sein.

Es gibt weitere Behandlungsoptionen der künstlichen Befruchtung für Patientinnen, die sich keiner der vorgenannten Techniken unterziehen möchten, wie etwa die Eizellspende oder die Embryonenadoption.

Frau Dr. Lydia LuqueGynäkologin am Instituto Bernabeu

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