Hodenbiopsie (TESE)
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Was ist eine Hodenbiopsie (TESE)?
Die offene Hodenbiopsie oder auch TESE (Testicular Sperm Extraction) ist ein einfacher chirurgischer Eingriff, der von einem spezialisierten Urologen in einem Operationssaal unter örtlicher Betäubung oder mit Sedierung durchgeführt wird. Diese Technik hat sich in den 1990er Jahren bei der künstlichen Befruchtung als nützlich erwiesen und ist zu einem Routineverfahren im Labor geworden, um den Bedürfnissen von bestimmten Patienten nachzukommen.
Bei dieser Technik wird das Gewebe direkt aus dem Inneren des Hodens entnommen. Je nach Zweck der Biopsie kann das Gewebe zur Gewinnung lebensfähiger Spermien für die Mikroinjektion von Spermien (ICSI) bei Patienten verwendet werden, bei denen keine Spermien im Ejakulat zu finden sind. Das entnommene Gewebe kann aber auch zur histologischen Diagnostik (Meioseuntersuchungen oder andere zytogenetische Untersuchungen) verwendet werden.
Welchen Patienten nutzt eine Hodenbiopsie (TESE)?
Von dieser Technik profitieren hauptsächlich Patienten, bei denen keine Spermien im Ejakulat zu finden sind. Diese Art von Erkrankung wird als Azoospermie bezeichnet und betrifft 1 % der Gesamtbevölkerung. Bei der unfruchtbaren Bevölkerung erhöht sich der Anteil auf 15 %. Je nach Ursprung der Azoospermie können zwei Arten unterschieden werden:
Nichtobstruktive oder sekretorische Azoospermie (NOA, Non-obstructive azoospermia): Diese Art der Azoospermie wird durch ein Hodenversagen verursacht, das zu einer verminderten Spermienproduktion führt. Die Hoden von Patienten mit dieser Art von Unfruchtbarkeit weisen in der Regel im Hodengewebe einige Bereiche mit aktiver Spermienproduktion auf, die von inaktiven Bereichen umgeben sind. Die NOA kann auf eine primäre oder sekundäre Ursache zurückzuführen sein.
- Zu den primären Ursachen gehören genetische (Mikrodeletionen auf dem Y-Chromosom) oder chromosomale (Karyotyp-Anomalien) Veränderungen, Infektionen (Parotitis oder Mumps), Chemotherapie, bestimmte Medikamente (Testosteron, Steroide, Psychopharmaka, Bluthochdruckmittel), unvollständiger Hodenabstieg (Kryptorchismus), Traumata oder Hodentorsion.
- Sekundäre Ursachen sind hauptsächlich das Kallmann-Syndrom und das Vorhandensein eines Prolaktinoms, die beide mit der hormonellen Regulierung der gesamten Hypothalamus-Hypophysen-Hoden-Achse zusammenhängen.
Obstruktive Azoospermie (OA, Obstructive azoospermia): Im Gegensatz zur vorherigen Form ist diese Art der Azoospermie dadurch gekennzeichnet, dass die Spermien zwar in den Hoden produziert werden, aber nicht im Ejakulat zu finden sind, weil die Samenleiter verstopft sind. Dieser Zustand kann angeboren oder erworben sein.
- Zu den häufigsten angeborenen Ursachen gehört das angeborene beidseitige Fehlen der Samenleiter (CBAVD, congenital bilateral absence of the vas deferens),das durch eine Mutation im Mukoviszidose-Gen (CFTR) verursacht wird sowie die idiopathische epididymale Obstruktion.
- Häufige erworbene Ursachen sind Vasektomie, Infektionen, Traumata und Zysten.
Auch Patienten mit Problemen bei der Gewinnung einer Ejakulatprobe oder solche, bei denen die Quantität oder Qualität der Probe nicht ausreicht, um die Technik der künstlichen Befruchtung mit einer gewissen Erfolgschance durchführen zu können, können von einer Hodenbiopsie profitieren.
Schließlich wurden auch Patienten mit einer hohen Rate an DNA-Fragmentierung in den Spermien als Kandidaten für eine TESE vorgeschlagen. Studien bestätigen, dass die DNA-Fragmentierungsrate von Hodenspermien niedriger ist als die von ejakulierten Spermien. In unserem Zentrum wird diese Technik jedoch derzeit nicht angewandt. Es gibt noch keine eindeutige Indikation für die TESE bei Männern mit hoher Fragmentierung, außerdem muss auch berücksichtigt werden, dass die genetischen Anomalien in den Hodenspermien größer sind als in den ejakulierten Spermien.
TESE-Verfahren (Hodenbiopsie)
Die TESE ist ein einfacher und relativ schneller chirurgischer Eingriff, der etwa 20-30 Minuten dauert. Er wird unter Sedierung im Operationssaal durchgeführt. Während des Eingriffs wird ein kleiner Schnitt von etwa 2-3 cm im Hodensack gemacht, gefolgt von einem weiteren Schnitt im Hoden. Der Urologe entnimmt dann ein oder mehrere Stücke Hodengewebe, die Spermien enthalten können (Abbildung 1). Einer der im Labor arbeitenden Embryologen nimmt diesen Teil des Gewebes und untersucht ihn unter einer Lupe oder einem Mikroskop.
Bei der Verarbeitung im Labor wird das Gewebe sorgfältig fraktioniert, um die Spermien beobachten zu können. Sind keine Spermien zu finden, wird ein weiteres Gewebestück aus einem anderen Bereich des Hodens entnommen. Sind in der Probe lebensfähige Spermien vorhanden, werden diese bis zu ihrer Verwendung per Mikroinjektion oder bis zu deren Einfrieren inkubiert.
Die Schnitte werden dann vernäht. Danach wird in der Regel 24-48 Stunden relative Ruhe empfohlen; es können auch schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente verschrieben werden.
Abbildung 1. TESE.
Risiken und mögliche Komplikationen bei einer Hodenbiopsie (TESE)
Bei einer Hodenbiopsie treten Komplikationen nur selten auf, da es sich um eine einfache und schnelle Technik handelt. Blutungen aus der Wunde treten selten auf, können aber vorkommen, ebenso wie Blutergüsse. Sie klingen innerhalb weniger Tage ab und sind in der Regel harmlos. Auch Wundinfektionen können auftreten, verschwinden aber bei entsprechender Behandlung durch den behandelnden Facharzt.
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Beatriz Boyano, Embryologin am Instituto Bernabeu.