
Ozempic und Fruchtbarkeit: Kann es wirklich helfen, schwanger zu werden?
Índice
- 1 Was ist Ozempic?
- 2 Wie funktionieren Semaglutid und Tirzepatid?
- 3 In welchem Zusammenhang stehen diese Medikamente mit der Fruchtbarkeit?
- 4 Können Ozempic oder ähnliche Medikamente wirklich die Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen?
- 5
- 6 Risiken von Ozempic/Wegovy und Mounjaro in der Fruchtbarkeit
- 7 Bei welchen Frauen wird der Einsatz von Ozempic/Wegovy/Mounjaro vor einer Fruchtbarkeitsbehandlung als präkonzeptionelle Behandlung empfohlen?
- 8 Wie hoch ist das maximale Gewicht für den Beginn einer Fruchtbarkeitsbehandlung?
- 9 Die Meinung unserer Experten
- 10
- 11 Empfehlungen vor dem Einsatz von GLP-1-RA-Medikamenten bei Frauen mit Schwangerschaftswunsch
Was ist Ozempic?
Ozempic ist der Handelsname eines Medikaments mit dem Wirkstoff Semaglutid. Es gehört zur Familie der GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA), die zunächst zur Behandlung von Menschen mit Typ-2-Diabetes in Verbindung mit Fettleibigkeit und später zur Behandlung von Menschen mit Fettleibigkeit ohne Diabetes eingesetzt wurden. Es kam für die Behandlung von Fettleibigkeit unter dem Namen Wegovy® auf den Markt.
Tirzepatid ist ein weiteres geeignetes Medikament zur Behandlung von Fettleibigkeit, das unter dem Namen Mounjaro® vermarktet wird und seit dem 1. Juli 2024 in Spanien auf dem Markt ist und die große Anzahl nützlicher Medikamente zur Behandlung von Fettleibigkeit erweitert. Im Gegensatz zu Ozempic/Wegovy handelt es sich hier um einen dualen Agonisten von GLP-1 und einem anderen intestinalen Peptid namens GIP. Tests deuten auf eine höhere Wirksamkeit im Hinblick auf die Gewichtsabnahme bei ähnlichem Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil hin.
In beiden Fällen kann es aufgrund der längeren Wirkungsdauer wöchentlich verabreicht werden.
Zu erwähnen ist noch das erste GLP-1-RA, das ausschließlich zur Behandlung von Fettleibigkeit auf dem Markt ist, und den Namen Liraglutid (Saxenda®) trägt. Der Nachteil gegenüber den vorherigen Präparaten ist die Notwendigkeit einer wöchentlichen Verabreichung mit einer geringeren Wirksamkeit hinsichtlich der Gewichtsabnahme.
Wie funktionieren Semaglutid und Tirzepatid?
Unter normalen Umständen werden bei der Nahrungsaufnahme intestinale Peptide freigesetzt, zu denen GLP-1 und GIP gehören, die den Organismus darüber informieren, dass sich „Essen“ im Verdauungstrakt befindet, und diesen in den „Sättigungsmodus“ versetzten.
Diese Peptide haben folgende Wirkungen:
- Stimulation der Insulinausschüttung: Sie erhöhen glukoseabhängig die Freisetzung von Insulin durch die Bauchspeicheldrüse und tragen so zur Senkung des Blutzuckerspiegels bei.
- Hemmung der Freisetzung von Glucagon: Sie verringern die Ausschüttung von Glucagon, einem Hormon, das den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt.
- Verzögerte Magenentleerung: Sie verlangsamen die Magenentleerung, was zu einem verstärkten Sättigungsgefühl beitragen kann.
- Stimulation der hypothalamischen Rezeptoren im Sättigungszentrum.
- GIP hat auch eine direkte Wirkung auf das adipöse Gewebe (Fettgewebe).
Bei Patienten mit Fettleibigkeit und Diabetes mellitus kann dieser Regulationsmechanismus gestört sein.
Die Analog-Medikamente dieser Peptide führen in pharmakologischen Dosen zu einer deutlichen Gewichtsabnahme, vor allem durch eine Verringerung der Nahrungsaufnahme, und verbessern die Stoffwechselsituation bei Diabetes oder einer damit verbundenen Insulinresistenz, wie z. B. beim polyzystischen Ovarialsyndrom.
In welchem Zusammenhang stehen diese Medikamente mit der Fruchtbarkeit?
Die schädlichen Auswirkungen der Fettleibigkeit auf die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen sind allgemein bekannt.
In dem Vorhaben, die Fruchtbarkeit sowohl spontan als auch nach Fruchtbarkeitsbehandlungen bei Personen mit Fettleibigkeit zu verbessern, haben wir versucht, das Gewicht um ca. 5-10 % im Vergleich zum Ausgangsgewicht zu verringern, und damit bedeutende Verbesserungen erzielt.
Mit dem Aufkommen dieser neuen Behandlungen können wir jetzt eine ambitioniertere Gewichtsreduzierung vor der Schwangerschaft von mehr als 10 % in Betracht ziehen, ohne die Fruchtbarkeitsbehandlung zu lange hinauszuzögern.
Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS), die zusätzlich zur Fettleibigkeit häufig eine Insulinresistenz mit gestörtem Eisprung und Schwierigkeiten bei der Schwangerschaft haben, können von dieser Art der Behandlung besonders profitieren.
Seit Jahren verwenden wir Ozempic/Wegovy und seit kurzem auch Mounjaro mit dem Ziel, die Fruchtbarkeit durch eine deutliche Gewichtsabnahme zu verbessern.
Können Ozempic oder ähnliche Medikamente wirklich die Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen?
Es hat sich gezeigt, dass in einigen Fällen eine Gewichtsabnahme bei Frauen mit PCOS und bei fettleibigen Frauen ohne PCOS zu regelmäßigeren Zyklen führt und den Eisprung wiederherstellt, was spontane Schwangerschaften fördern kann.
Außerdem sind die Ergebnisse bei Frauen, die eine Fruchtbarkeitsbehandlung benötigen, nach einem bedeutenden Gewichtsverlust besser und die Chance auf ein Neugeborenes ist höher, und genau das streben wir an.
In jedem Fall trägt eine Schwangerschaft mit einer besseren Stoffwechselsituation auch dazu bei, Schwangerschaftskomplikationen, wie Schwangerschaftsdiabetes oder Präeklampsie, zu verringern.
Somit können wir sagen, dass diese Behandlungen die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft verbessern.
Daher könnte die Verwendung im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung für den Gewichtsverlust und die Kontrolle des Stoffwechsels die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei fettleibigen Frauen mit/ohne Störungen beim Eisprung erhöhen.
Bei Männern können diese Behandlungen auch dazu beitragen, dem mit Übergewicht verbundenen Hypogonadismus entgegenzuwirken und die Samenqualität zu verbessern.
Die spanische Gesellschaft für Fruchtbarkeit (SEF) betont die Notwendigkeit weiterer Studien, um insbesondere den Einfluss von Medikamenten wie Ozempic auf die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs bei Behandlungen zur künstlichen Befruchtung zu beurteilen.
Risiken von Ozempic/Wegovy und Mounjaro in der Fruchtbarkeit
Obwohl diese Medikamente eindeutige Vorteile für den Stoffwechsel haben, bergen sie auch Risiken, die bei der Behandlung von Frauen im gebärfähigen Alter berücksichtigt werden müssen, unabhängig davon, ob sie eine Schwangerschaft anstreben oder nicht.
Diese Medikamente haben eine lange Halbwertszeit, weshalb von ihrer Verwendung in der Schwangerschaft aufgrund fehlender Studien, welche deren Sicherheit belegen, abgeraten wird.
Bei diesen Behandlungen können Frauen eine spontane Fruchtbarkeit erlangen und ungeplant schwanger werden und sind damit dem Medikament ausgesetzt.
- Überlegungen
Frauen im gebärfähigen Alter, die mit dieser Art von Medikamenten behandelt werden, müssen eine Schwangerschaft vermeiden, weshalb sie sichere Verhütungsmittel verwenden sollten.
- Aussetzen der Behandlung vor einer Schwangerschaft
In der Fachinformation von Semaglutid wird empfohlen, das Medikament ca. zwei Monate vor der Schwangerschaft abzusetzen.
Bei Tirzepatid ist in der Fachinformation keine „Auswaschzeit“ angegeben.
Die meisten Fruchtbarkeitszentren führen den Embryonentransfer einen Monat nach Aussetzen der Behandlung durch. Das Instituto Bernabeu empfiehlt hier ca. 5 Wochen (die erste Woche aufgrund der Dauer der Exposition der letzten Dosis sowie weitere 4 Wochen für das Auswaschen).
Vorläufige Daten über ungeplante Schwangerschaften bei Frauen, die mit diesen Medikamenten behandelt wurden, haben jedoch bisher keine damit verbundenen Komplikationen gezeigt.
Bei welchen Frauen wird der Einsatz von Ozempic/Wegovy/Mounjaro vor einer Fruchtbarkeitsbehandlung als präkonzeptionelle Behandlung empfohlen?
Die Verwendung von Medikamenten wie Semaglutid und Tirzepatid kann für Patientinnen empfohlen werden, bei denen die Fettleibigkeit eine wesentliche Ursache für Fruchtbarkeitsprobleme darstellt.
1. Fettleibige Frauen
2. Frauen mit PCOS und Insulinresistenz
3. Frauen mit Diabetes mellitus Typ 2 oder Prädiabetes in Verbindung mit Fettleibigkeit/Übergewicht (die Behandlung kann in manchen Fällen nach dem Gewichtsverlust die Stoffwechselstörung vollständig aufheben).
In allen Fällen kann eine Gewichtsabnahme vor der Fruchtbarkeitsbehandlung die Qualität der Eizellen/Embryonen und die endometriale Empfänglichkeit verbessern und dabei das Risiko für Fehlgeburten, Implantationsfehler und Komplikationen während der Schwangerschaft verringern, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Behandlung erhöht wird.
Wie hoch ist das maximale Gewicht für den Beginn einer Fruchtbarkeitsbehandlung?
Wenn Frauen mit Kinderwunsch fettleibig sind und unter den damit verbundenen Stoffwechselstörungen leiden, ist deren Fruchtbarkeit sowohl spontan als auch als Reaktion auf Fruchtbarkeitsbehandlungen beeinträchtigt. Diese Frauen profitieren von einer präkonzeptionellen Behandlung, bei der sie Gewicht verlieren und ihre Stoffwechselsituation verbessern.
Mitunter wird die Möglichkeit einer Fruchtbarkeitsbehandlung für einen Body-Mass-Index (BMI) von >35 kg/m2 erörtert, wobei der Embryonentransfer erst bei Frauen mit einem BMI von <30 kg/m2 realisiert wird.
Das Instituto Bernabeu führt eine vollständige Analyse des Adipositas-Grades der Frau durch, der indirekt durch den BMI und andere Parameter gemessen wird und es ermöglicht, zu beurteilen, ob bei der Patientin damit verbundene Komplikationen vorliegen. Das Ziel einer präkonzeptionellen Gewichtskontrolle ist eine ausreichende Gewichtsabnahme, um die Risiken einer Schwangerschaft zu minimieren und die Fruchtbarkeitsbehandlung zu optimieren (in der Regel mit einem Gewichtsverlust von >10 % des Ausgangsgewichts). In den meisten Fällen muss für eine optimale Schwangerschaft kein BMI unter 30 erreicht werden. Häufig setzen Frauen ihre Behandlung für die Gewichtsabnahme aus, um schwanger zu werden (das Alter spielt hier eine wichtige Rolle), und nehmen sie nach der Geburt und der Stillzeit wieder auf, um noch ambitioniertere Ziele zu erreichen.
Die Meinung unserer Experten
Frau Dr. Navarro betont, dass diese für die Gewichtsabnahme nützlichen Medikamente nur unter Aufsicht eines Facharztes eingesetzt werden dürfen, insbesondere bei Frauen, die ihre Fruchtbarkeit erhöhen möchten.
Es muss eine vollständige Analyse der möglichen Ursachen für die Fettleibigkeit durchgeführt werden, die gleichzeitig zu behandeln sind (Vitamin-D-Mangel, Schilddrüsenerkrankung …).
Außerdem sind die damit verbundenen Komplikationen zu beurteilen und zu berücksichtigen (Fettinfiltration der Leber, Hypercholesterinämie oder Störung des Glukosestoffwechsels).
In jedem Fall muss auch eine „qualitativ“ gesunde Ernährung gewährleistet sein. Ein schneller Gewichtsverlust kann zu Nährstoffmängeln führen, die sich dann möglicherweise auf die Schwangerschaft auswirken, und daher während der Phase des Gewichtsverlusts ergänzt werden müssen.
Zusätzlich dazu ist eine körperliche Aktivität erforderlich, um dem Verlust von Muskelmasse vorzubeugen.
Seit einem Jahr gibt es im Instituto Bernabeu ein Programm zur ganzheitlichen Behandlung von Fettleibigkeit (Abteilung Endokrinologie).
Empfehlungen vor dem Einsatz von GLP-1-RA-Medikamenten bei Frauen mit Schwangerschaftswunsch
- Medizinische Beurteilung: Vor einer Entscheidung für den Einsatz von Ozempic, Wegovy, Mounjaro oder anderen Medikamenten sollte unbedingt ein Facharzt aufgesucht werden, der aufgrund der Besonderheiten mit der Behandlung von Fettleibigkeit im Zusammenhang mit Fruchtbarkeit vertraut ist.
- Ganzheitlicher Ansatz: Ein Gewichtsverlust kann vorteilhaft sein, aber er muss im Rahmen eines ganzheitlichen Plans erfolgen, der eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und gegebenenfalls andere medizinischen Behandlungen umfasst.
- Vorsicht beim Versuch, schwanger zu werden: Wenn Sie schwanger werden möchten, informieren Sie Ihren Arzt über alle Medikamente, die Sie einnehmen. Im Fall dieser Medikamente wird empfohlen, die Einnahme mindestens fünf Wochen vor dem Versuch, schwanger zu werden, auszusetzen.
- Keine Selbstmedikation: Vermeiden Sie den Beginn oder das Aussetzen jeglicher Behandlungen ohne die Aufsicht von medizinischem Fachpersonal.
Frau Dr. Pino Navarro (Mitgliedsnummer der Ärztekammer 307304), Endokrinologin des Instituto Bernabeu