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Thalassämien

Thalassämien

Thalassämien umfassen eine Gruppe von erblichen Anämien (von leicht bis tödlich), die durch Defekte in der Synthese einer oder mehrerer Globinketten verursacht werden. Globine sind der Proteinanteil von Hämoglobin, dem Hauptbestandteil der roten Blutkörperchen, den sauerstofftragenden Blutzellen. Hämoglobin ist ein Metalloprotein, das neben den als Globinketten bezeichneten Proteinketten auch Hämogruppen enthält, deren Eisenanteil für die Bindung und den Transport von Sauerstoff verantwortlich ist.

Es gibt verschiedene Globinketten, die sich auf unterschiedliche Weise zu verschiedenen Arten von Hämoglobin verbinden. Bei Erwachsenen sind 98 % des Hämoglobins in den roten Blutkörperchen vom Typ A und bestehen aus zwei α‑Ketten und zwei β-Ketten. Bei der Thalassämie ist die Synthese der Ketten gestört, sodass man bei einer Störung der Synthese der α-Kette von einer α-Thalassämie und bei einer Störung der β-Kette von einer β-Thalassämie spricht.

Ursprung der Thalassämie

Aus pathophysiologischer Sicht, d. h. warum diese Verringerung der Globinkettensynthese eine Krankheit verursacht, liegt der Grund darin, dass diese Verringerung der Synthese einer Art von Globinkette das normale Gleichgewicht zwischen der α- und der β-Kette stört und zur intrazellulären Akkumulation einer der beiden Ketten führt. So gibt es bei der α-Thalassämie einen Überschuss an β‑Ketten und bei der β-Thalassämie einen Überschuss an Alpha-Ketten. In beiden Fällen kommt es im Inneren der roten Blutkörperchen zu Präzipitationen, die zu deren vorzeitiger Zerstörung führen, bevor sie ihre volle Reife erreichen. Darüber hinaus enthalten diejenigen, die den Reifungsprozess vollenden, so viele Präzipitationen, dass ihre Überlebensrate im Blutkreislauf reduziert wird, was zu einer Hämolyse führt. Thalassämien sind also hämolytische Anämien, d. h. sie werden durch die Lyse von roten Blutkörperchen verursacht.

Arten von Thalassämien: Beta und Alpha

Thalassämien sind autosomal rezessive Erbkrankheiten, d. h. bei einer betroffenen Person sind beide Kopien des Gens (vom Vater und von der Mutter vererbt) defekt; diejenigen, die nur eine defekte Kopie besitzen, sind Träger (sie können die Krankheit übertragen), haben aber keine Symptome. Die Häufigkeit der Thalassämie ist mit 5 % der Träger in der Weltbevölkerung sehr hoch.

  • Die β-Thalassämie ist in Völkern des Mittelmeerraums, Nordafrikas, des Nahen Ostens und Indiens weit verbreitet.
  • Die α-Thalassämie hingegen ist vor allem auf dem asiatischen Subkontinent, in China, Malaysia, Indochina, im Mittelmeerraum und in Afrika verbreitet.

Aus molekularer Sicht werden Thalassämien durch Mutationen in Globin-Genen verursacht. Bei der α-Thalassämie bestehen solche Mutationen aus Deletionen eines Teils oder des gesamten Gens HBA1 oder HBA2, welche die a-Kette kodieren und sich auf dem Chromosom 16 befinden.

Die β-Thalassämie wird durch einzelne Nukleotidsubstitutionen in der Sequenz des HBB-Gens (das die β-Kette kodiert) auf Chromosom 11 verursacht.

Klinische Klassifizierung

In jedem Fall hängt die Intensität des Defizits sowohl bei α- als auch bei β‑Thalassämie vom Grad der genetischen Veränderung ab und kann von einer mangelhaften bis zu einer partiellen Synthese variieren. Daher gibt es unterschiedliche klinische Ausprägungen, sodass die Thalassämien wie folgt klassifiziert werden können:

  • Thalassämie major: Form mit der stärksten klinischen Ausprägung (sehr intensives chronisches hämolytisches Syndrom mit schwerer Anämie).
  • Thalassämie minor: Form mit geringer oder keiner klinischen Ausprägung (minimale Thalassämie oder asymptomatische Träger).
  • Thalassämie intermedia: Form mit klinischer Ausprägung von unterschiedlicher Intensität, jedoch stets durch ein mäßiges oder schweres hämolytisches Syndrom mit Anämie gekennzeichnet ist.

Diagnose der Thalassämien

Bei der Diagnose können durch ein Blutbild in Verbindung mit einer Hämoglobin‑Elektrophorese verschiedene Arten von Hämoglobinopathien identifiziert werden. Da es sich bei der Thalassämie jedoch um eine rezessive Krankheit handelt, sind die Träger völlig asymptomatisch und zeigen keinerlei Veränderungen. Nur eine genetische Untersuchung der Gene, welche die α- und β‑Ketten kodieren, kann den Trägerstatus verifizieren. Bei rezessiven Krankheiten ist es wichtig, den Trägerstatus zu kennen, um das Auftreten der Krankheit bei den Nachkommen zu verhindern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich bei Thalassämien um erbliche Anämien handelt, bei denen molekulare Untersuchungen für die Diagnose und Überwachung der Patienten unerlässlich sind. Sie ermöglichen eine angemessene genetische Beratung. Sie sind daher unbedingt erforderlich, um die Übertragung der Krankheit durch eine genetische Präimplantationsdiagnostik, kurz PID, nach einer In‑vitro-Fertilisation oder einer pränatale Diagnose während der Schwangerschaft zu verhindern. Kurz gesagt, helfen sie uns zu verstehen, wie die Krankheit entsteht, was zur Entwicklung künftiger therapeutischer Strategien führen kann.

Dra. Belén Lledó ,verantwortlich für das Departament der Molekularbiologie und Emryologie im Instituto Bernabeu.

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