Was sind microRNA (miRNA) und wie beeinflussen sie die Implantation des Embryos?
Ab dem Zeitpunkt des Embryonentransfers bis zum Tag des Schwangerschaftstests geschehen in der Gebärmutter und im Embryo eine Reihe von Ereignissen, deren Ziel die Implantation ist, d.h. die Einnistung des Embryos in der Gebärmutter, um dessen Entwicklung zu ermöglichen. Traditionell wurde dieser Prozess als ein Dialog beschrieben, und dies ist tatsächlich ein guter Vergleich, um die Beziehung zu erklären, die zwischen dem Embryo und der Gebärmutter aufgenommen wird. Diese Kommunikation zwischen beiden erfolgt mit Hilfe von verschiedenen Molekülen, die sowohl auf der Ebene der Gebärmutter als auch auf embryonaler Ebene abgetrennt werden.
Dieser Dialog fruchtet nicht in allen Fällen bei einer evolutiven Schwangerschaft. Schätzungsweise schafft es nur einer von 4 Embryonen, in der Gebärmutter einzunisten. Der Prozess der Implantation erfordert ein Embryo von guter Qualität, eine rezeptive Gebärmutter und eine präzise Synchronisation zwischen beiden.
Welche Moleküle sind an dem Dialog Embryo-Gebärmutter beteiligt?
Diese Kommunikation ist komplex und impliziert eine große Zahl von Molekülen, unter denen wir folgende besonders erwähnen:
- Wachstumsfaktoren: Proteine, die die Zellteilung anregen.
- Angiogene Faktoren: Proteine, die die Bildung von Blutgefäßen aktivieren (Vaskularisierung), die es dem Fötus ermöglichen, sich während seiner Entwicklung angemessen zu ernähren.
- Immunoglobuline (Antikörper) und weitere Moleküle des Immunsystems, wie las Zytokine.
- microRNA (miRNA nach der englischen Abkürzung).
Die miRNA sind Moleküle, die der DANN ähnlich sind. Sie weisen einige Unterschiede in ihrer Zusammensetzung auf und zeichnen sich außerdem dadurch aus, dass sie eine einzige Kette anstelle der zwei Ketten der DANN besitzen. Andererseits ist die Länge der beiden Moleküle sehr unterschiedlich, da die miRNA im Vergleich zur DNA sehr klein sind.
Die Funktion der miRNA ist die Regulierung der Genexpression. In unserem Genom haben wir etwa 20.000 Gene, in denen die Information zur Synthetisierung aller Proteine unseres Organismus kodifiziert ist. Alle Gene sind nicht in allen Arten von Zellen aktiv, die wir in unserem Körper haben. Tatsächlich erfolgt nur bei diejenigen eine Expression, die für dessen biologische Funktion strikt erforderlich sind. Außerdem erfolgt eine rigorose Kontrolle nicht nur darüber, “in welchen Zellen”, sondern auch “wann” die Expression erfolgen soll. Die miRNA sind nun an dieser Reihe von Kontrollprozessen der Genexpression (Epigenetik) beteiligt. Konkret gesagt, synthetisieren in der Gebärmutter die Zellen des Endometriums (der Schicht, die die Gebärmutter bedeckt) miRNA, welche zum Embryo hin abgesondert werden, um die Expression der embryonalen Gene zu regulieren, die für deren Entwicklung und Implantation notwendig sind. Wir könnten sagen, dass die Gebärmutter präzise Anweisungen an den Embryo schickt, damit er implantiert, Anweisungen in Form von Molekülen namens miRNA. Es wurden viele der miRNA identifiziert, die an diesem Dialog Gebärmutter-Embryo beteiligt sind.
Die Embryonenimplantation ist ein komplexer Prozess. Die Forschung auf diesem Gebiet ist gerade dabei, die Schlüssel zur Erhöhung der Wahrscheinlichkeit der Implantation der Embryonen aus Zyklen der In-vitro-Fertilisation (IVF) zu entwirren, um auf diese Weise eine evolutive Schwangerschaft und schließlich die Geburt eines gesunden Kindes zu erzielen, welche der große Wunsch aller unserer Patienten ist.
Das Instituto Bernabeu verfügt über eine Abteilung für Implantationsfehler, die sich aus einer Gruppe von Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen zusammensetzt, deren Ziel es ist, wiederholte Implantationsfehler und wiederholte Fehlgeburten zu bewerten und zu behandeln.
Dr. José A. Ortiz, Biochemiker bei IBBIOTECH, das zur Gruppe Instituto Bernabeu gehört