Doppelte Stimulation: ist es möglich, mehr Eizellen bei Patientinnen mit niedriger ovarieller Reserve wiederzugewinnen?
Die doppelte ovarielle Stimulation oder DuoStim ist ein Protokoll der ovariellen Stimulation, bei dem zwei Stimulationen und zwei Eizellentnahmen während eines einzigen Menstruationszyklus (etwa 28 Tage) erfolgen. Sie besteht aus einer ersten Stimulation in der Follikelphase und einer zweiten Stimulation in der Lutealphase.
Índice
In welchen Fällen ist sie indiziert?
Am meisten von einer doppelten Stimulation profitieren Patientinnen, bei denen es nach einer ersten Stimulation in der Follikelphase nicht gelingt, eine optimale Anzahl von Eizellen wiederzugewinnen. Sie ist somit besonders indiziert bei Patientinnen mit:
- niedriger ovarieller Reaktion (weniger als 5 wiedergewonnenen Eizellen).
- suboptimaler Reaktion auf die Stimulation (5 bis 9 wiedergewonnene Eizellen).
- einem anderen Faktor für eine schlechte Prognose, wie ein Alter über 38 Jahre oder das Scheitern von vorangehenden Behandlungen.
- Es könnte auch eine Strategie für Patientinnen sein, die wenig Zeit für eine Behandlung haben, wie etwa Patientinnen der Onkologie, die auf den Beginn der Chemotherapie warten. In diesen Fällen ist es immer wichtig, die Zusage durch die Onkologie-Abteilung einzuholen.
Worin besteht die doppelte Stimulation im gleichen Zyklus
Eine erste ovarielle Stimulation wird in den ersten Tagen des Monatszyklus eingeleitet (Stimulation in der Follikelphase). Nach etwa zehn Tagen der Behandlung mit Gonadotropinen erfolgt die erste Follikelpunktion. Am gleichen Tag werden die reifen wiedergewonnenen Eizellen vitrifiziert.
Etwa 2 bis 5 Tage nach der Punktion beginnt die zweite ovarielle Stimulation (Stimulation in der Lutealphase). Nach weiteren zehn oder zwölf Tagen der Behandlung erfolgt die zweite Follikelpunktion. An diesem Tag können wir die wiedergewonnenen Eizellen zu denen der ersten Stimulation hinzufügen, um sie mit Hilfe einer Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) zu befruchten.
Welche Vorteile bietet sie uns?
Am Instituto Bernabeu haben wir zwei Studien mit 69 bzw. 194 Patientinnen durchgeführt, die einer Behandlung der doppelten ovariellen Stimulation in unserem Zentrum unterzogen wurden. Bei beiden Studien zeigte sich, dass während des zweiten Teils der Stimulation eine höhere Zahl an Eizellen wiedergewonnen wird und auch die Rate der Bildung von Blastozysten höher ist.
Beide Studien wurden auf zwei der wichtigsten Kongresse der Reproduktionsmedizin, ESHRE 2019 und SEF 2020, präsentiert.
Ebenso wurde festgestellt, dass die Dauer der Stimulation in der Lutealphase länger war als die Stimulation während der Follikelphase, was einen höheren Verbrauch an Medikamenten mit sich bringt. Dies schlägt sich allerdings auch in einer höheren Zahl an wiedergewonnenen Eizellen nieder.
Ist dies mit einem Risiko verbunden?
Derzeit gibt es keine wissenschaftliche Evidenz, die beweist, dass das Protokoll der doppelten ovariellen Stimulation das Risiko von Komplikationen, wie etwa thrombotischen Phänomenen oder gynäkologischem Krebs, bei Patientinnen mit niedrigem Risiko erhöht.
Schlussfolgerungen
Die doppelte ovarielle Stimulation oder DuoStim ist eine sichere Strategie, die häufig in der täglichen klinischen Praxis der Abteilung zur Behandlung der niedrigen ovariellen Reaktion am Instituto Bernabeu angewandt wird. Da die zweite Stimulation bessere Ergebnisse gebracht hat und uns hilft, weniger Zeit zu investieren, ist dies ein Protokoll von besonderem Nutzen bei Patientinnen mit niedriger ovarieller Reserve. So können wir die Möglichkeiten der lang ersehnten Schwangerschaft optimieren.
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Dr. Cristina García-Ajofrín, Gynäkologin am Instituto Bernabeu