Samenwäsche bei Männern mit HIV
Das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) gehört zur Gruppe der “Retroviren” und führt in seiner fortgeschrittenen Infektionsphase zum Erworbenen Immunschwächesyndrom (AIDS). Auch wenn es bis heute keine Heilung für HIV/AIDS gibt, gibt es antiretrovirale Behandlungen, die es ermöglichen, dass sich die Symptome nicht ausbilden oder dies erst Jahre später tun. Daher finden wir immer mehr Paare im fruchtbaren Alter, bei denen eines der Mitglieder Träger des Virus ist, und der Wunsch besteht, Kinder zu bekommen.
Da die wichtigsten Übertragungswege des Virus Blut, Sperma und Muttermilch (von der Mutter an das Kind während der Schwangerschaft, Geburt oder Stillzeit übertragen) sind, stellt der Wunsch nach einem Kind durch Geschlechtsverkehr ohne Verhütung für ein Paar, bei dem der Mann Träger des Virus ist, ein doppeltes Ansteckungsrisiko dar: für die Frau und für das zukünftige Kind. Dank der Techniken der künstlichen Befruchtung (TKB) können diese Paare ihren Wunsch nach Elternschaft verwirklichen, und dabei besagte Risiken praktisch auf null reduzieren.
Und dies ist möglich, weil der Samen drei Komponenten hat (Samenplasma, Spermien und übrige Zellen) und das HIV sich vor allem im Plasma und in einigen der übrigen Zellen (T4-Lymphozyten und Makrophagen) findet. Die Samenwäsche ermöglicht die Abtrennung dieser Teile und die Erzielung von virusfreien Spermien.
Die Technik besteht darin, den Samen durch eine Flüssigkeitssäule von hoher Dichte zentrifugieren zu lassen, so dass nur die beweglichen Spermien die Säule bis zum Ende durchqueren. Die finale Fraktion muss analysiert werden, weshalb ein Teil abgetrennt wird, der durch PCR analysiert wird (Technik, die das eventuelle genetische Material des Virus vervielfältigt, und die Entdeckung von dessen Anwesenheit erlaubt) und der Rest der Probe wird in Erwartung des Ergebnisses eingefroren.
Falls das Ergebnis negativ ist, kann die eingefrorene Probe für die TKB verwendet werden, entweder künstliche Insemination (sofern die Qualität der Probe dies erlaubt) oder In-vitro-Fertilisation.
Sicher ist, dass man nicht hundertprozentig garantieren kann, dass die eingefrorene Probe frei von dem Virus ist, da diese Fraktion der Probe nicht analysiert wurde, doch theoretisch sind beide Proben gleich. Tatsächlich wurden bis heute zahlreiche Behandlungen mit Samenwäsche durchgeführt, bei denen die geborenen Kinder und die Mütter frei von dem Virus waren.
Es ist sehr wichtig anzumerken, dass diese Technik auch für die Verhinderung der Übertragung von anderen Viren gültig ist, wie denen der Hepatitis B und C.
Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Techniken der künstlichen Befruchtung nicht nur Paaren mit Fruchtbarkeitsproblemen helfen, sondern viele andere Lösungen bieten können.
Mª Carmen Tió, Biologin am Instituto Bernabeu